Wie der Erntezeitpunkt den Geschmack von Grüntee bestimmt
Warum schmeckt der eine Grüntee angenehm mild, während ein anderer deutlich bitterer daherkommt? Die Antwort liegt nicht etwa in Zusätzen oder Verarbeitungstricks – sondern in der Natur selbst. Genauer gesagt in einem entscheidenden Faktor: dem Zeitpunkt der Ernte. Wer versteht, wie der Erntezeitpunkt die Bitterkeit und Qualität von Grüntee beeinflusst, kann bewusster wählen – und den feinsten Geschmack ganz ohne Zusätze genießen.
Ob Frühling oder Sommer: Die Jahreszeit, in der die Blätter gepflückt werden, entscheidet über die Aromatik, Milde und den Gehalt an Bitterstoffen. Dieser Artikel beleuchtet, warum der richtige Erntezeitpunkt Grüntee so einzigartig macht – und was ihn für natürliche Genießer:innen so interessant macht.
Warum schmeckt Grüntee bitter?
Die Bitterkeit im Grüntee entsteht auf ganz natürliche Weise. Verantwortlich dafür sind vor allem sogenannte Polyphenole – insbesondere Catechine. Diese sekundären Pflanzenstoffe schützen die Pflanze vor UV-Strahlung und Fressfeinden. Je länger die Teeblätter der Sonne ausgesetzt sind und je weiter sie in ihrer Reife fortgeschritten sind, desto höher fällt ihr Polyphenolgehalt aus. Neben dem Erntezeitpunkt spielt also auch die Sonneneinstrahlung eine wichtige Rolle bei der Entwicklung bitterer Noten.
Während Polyphenole für viele positive gesundheitliche Effekte geschätzt werden, tragen sie geschmacklich zu einer herberen bis bitteren Tasse bei. Umso wichtiger wird das Timing – denn je früher im Jahr geerntet wird, desto geringer ist der Gehalt an Bitterstoffen.
Wann ist die Erntezeit für milden Grüntee?
Die beste Erntezeit für Grüntee liegt im Frühling – meist zwischen Ende April und Anfang Mai. In dieser Phase treiben die Teepflanzen nach ihrer Winterruhe erste zarte Knospen und Blätter aus. Diese „erste Pflückung“ ist im Japanischen bekannt als Ichibancha und wird oft als besonders hochwertig eingestuft. Tee aus dieser frühen Ernte überzeugt durch einen milden Geschmack, wenig Bitterstoffe und hohe Aromakomplexität.
Ein weiterer Vorteil: Frühlingspflückungen enthalten vergleichsweise mehr Aminosäuren wie L-Theanin. Diese sorgen für das charakteristische Umami – ein weicher, runder Geschmack, der Bitterkeit ausbalanciert und dem Tee Tiefe verleiht.
Frühjahrs-Teepflückung vs. Sommerernte
Grüntee wird traditionell mehrmals im Jahr geerntet. Nach der Frühlingsernte folgen im Sommer weitere Pflückungen. Doch mit jeder weiteren Ernte nimmt der Gehalt an Bitterstoffen zu. Grund dafür ist die stärkere Sonneneinstrahlung und die längere Reifezeit der Blätter. Sommerernten weisen einen deutlich höheren Anteil an Catechinen auf – was den Tee kräftiger, aber oft auch herber macht.
Im Vergleich dazu bringen Frühlingstees eine feine, fast süßlich wirkende Note mit sich, der sie den höheren L-Theaningehalt zu verdanken haben. Dieser Ausgleich zwischen Umami und leichter Frische macht Frühlingsernten besonders für Genießer:innen interessant, die natürlichen, ungesüßten Grüntee bevorzugen.
Späte Ernte – Welche Auswirkungen auf Bitterkeit?
Ein häufiger Grund für bitteren Grüntee liegt also in einem späten Erntezeitpunkt. Mit zunehmender Saison steigt nicht nur die Blattmasse, sondern auch der Gehalt an Polyphenolen. Gleichzeitig sinkt der Anteil an Aminosäuren, was dazu führt, dass die Bitterkeit stärker in den Vordergrund tritt.
Wer empfindlich auf herbe Noten reagiert oder Grüntee pur und ungesüßt genießen möchte, sollte auf diese Details achten. Neben dem Erntetermin kann auch die Art der Zubereitung die Bitterkeit beeinflussen – etwa durch schonenden Aufguss oder Cold Brew. Dieses Verfahren reduziert extrahierte Bitterstoffe und bringt sanfte Aromen besonders gut zur Geltung.
Woran erkennt man einen hochwertigen Frühlingstee?
Die hochwertigsten Grüntees stammen aus der ersten Pflückung im Frühjahr. Achten Sie auf Begriffe wie Ichibancha oder Shincha – sie deuten auf frühe Erntedaten hin. Zusätzlich geben Herkunft und Verpackungsinformationen wichtige Hinweise: Sorten aus bergigen Regionen Japans etwa wachsen langsamer und liefern tiefgrünes, fein strukturiertes Blattmaterial mit einem komplexen, milden Aromaprofil.
Auch optisch lassen sich Frühlingstees erkennen: Die Blätter sind kleiner, zarter und meist ungebrochen. Ihr Duft ist frisch, die Farbe eher hellgrün als oliv. Solche Qualitäten benötigen keinen Ausgleich durch Zucker oder Aromen – ihr Geschmack spricht für sich.
Fazit
Bitterkeit im Grüntee ist kein Zufall – sondern ein direktes Ergebnis von Natur, Saison und Verarbeitung. Wer milden, ausgewogenen Tee ohne Zusätze bevorzugt, achtet auf den Erntezeitpunkt. Die erste Frühlingspflückung liefert zarte Blätter mit ausgewogenem Verhältnis von Catechinen und Aminosäuren – und damit den besten Geschmack für natürlich reinen Genuss.
Neugierig auf sanft-aromatischen Grüntee ohne Bitterkeit?
